Traun

  

Im Rahmen des Projektes wurde die Nutzungs- und Umweltgeschichte der Traun aufgearbeitet. Die Ergebnisse sind im Buch "TRAUN IM FLUSS“ dargestellt.

 

 

Schifffahrt und Wasserbau

 

Die Traun bildete ab dem Spätmittelalter das Rückgrat der wirtschaftlichen Entwicklung des Salzkammerguts. Auf ihr transportierten die Schiffer das Salz zu den Absatzmärkten, auf ihren Zubringern gelangte das getriftete Holz zu den Sudhäusern.

 

Durch die Bedeutung der Traun als Transportweg für die Salzwirtschaft nahm der Wasserbau hier eine eigenständige Entwicklung. So hat die Priorisierung der Schifffahrt gegenüber anderen Nutzungen wie Wasserkraft oder Hochwasserschutz dazu geführt, dass sich hier spezifische Bauweisen entwickelt haben, die den Fluss bis zum Ende des 19. Jahrhunderts prägten. Erst mit dem Niedergang der Schifffahrt änderten sich die wasserbaulichen Methoden.

 

Für die Traun lässt sich die Geschichte des Wasserbaus eindrucksvoll illustrieren, da es aufgrund ihrer großen Bedeutung als Transportweg zahlreiche Pläne und schriftliche Quellen gibt. Zu den Pionierleistungen des Wasserbaus zählt die Schiffbarmachung des Wilden Falls (Traunfall), des Wilden Lauffens (Kataraktstrecke flussauf Goisern) und anderer Hindernisse im 14. und 15. Jahrhundert.

 

Anders als in den Kerb- und Trogtalabschnitten, teilte sich der Flusslauf der Traun in der Ebene des Alpenvorlandes in viele Nebenarme. Hier erschwerten zahlreichen Untiefen die Schifffahrt, sodass die Fracht am Ende der Schluchtstrecke in der Ortschaft Stadl auf kleine Zillen mit geringem Tiefgang umgeladen werden musste. Zusätzlich nutzte man schon sehr früh den Traunsee als Speichersee und gab bei der Seeklause in Gmunden bedarfsorientiert Wasser ab, um das Fahrwasser der Schiffer mit einem Wasserschwall aufzubessern. Bei niedriger Wasserführung waren die Fahrten dennoch äußerst beschwerlich.

 

Wasserbau im Wandel der Zeit

 

Hauptziel des frühen Wasserbaus am Unterlauf der Traun war deshalb, den Flusslauf auf ein Hauptgerinne zu bündeln und die Seitengerinne zu beseitigen, um die notwendigen Wassertiefen sicherzustellen. Ein an der Unteren Traun besonders häufiger Verbauungstyp waren die „Facheln” oder „Fächer”. Sie bestanden aus in den Untergrund geschlagenen Pflöcken, die in Reihen angeordnet und mit Weiden verflochten wurden. Sie dienten dazu, die Uferbereiche zu stabilisieren bzw. den Flusslauf einzuengen und dahinterliegende Teile zu verlanden.

 

Aus heutiger Sicht ist bemerkenswert, dass die Berufsgruppe der Fischer über viele ­Jahrhunderte den Wasserbau an der Traun prägte, denn viele der alten Sicherungstechniken gingen auf ihren Erfindungsreichtum zurück und dienten zunächst dem Fischfang. So zogen buhnenartige Einbauten als strömungsdifferenzierende Strukturelemente ­einerseits die Fische an. Andererseits waren sie auch hydraulisch wirksam, indem sie das Gerinne einengten und lokal für größere Wassertiefen sorgten – ein Umstand, der der Schifffahrt zugute kam.

 

Die Regulierung des Unterlaufs gestaltete sich lange Zeit schwierig, da die Wasserbauer der idealen Flussbettbreite und dem Geschiebehaushalt nur eine untergeordnete Bedeutung beimaßen. Zudem galt die Prämisse, dass die Regulierungsmaßnahmen den Schiffsverkehr – die Naufahrt oder den Gegentrieb – keinesfalls behindern durften. Aus diesem Grund versuchten die Wasserbauer, das aufgefächerte Flussbett auf einen Hauptarm zu beschränken und durch Ab­grabungen, Buhnen oder Leitwerke in die ­gewünschte Lage zu drängen. Doch die Verbauungen waren Stückwerk und wurden meist schon nach kurzer Zeit zerstört, sodass der Fluss die Ufer erodierte und neue Wege nahm.

 

Ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert orientierte sich der Wasserbau an der Traun am Planungsideal der „systematischen Gewässerkorrektion”: Das verzweigte und somit „verwilderte” Flussbett sollte im gesamten Abschnitt „korrigiert”, d.h. auf einen Hauptarm eingeengt und begradigt, werden. Die Konzeption der Projekte erfolgte über längere Abschnitte mit einheitlichen Querschnitten. Ziel der Verbauungen war es, der Flusslandschaft neues Kulturland abzuringen und künftige Flussbettverlagerungen zu unterbinden. Bei den Regulierungsmaßnahmen im 20. Jahrhundert spielte der Hochwasserschutz eine immer wichtigere Rolle. So war es durch den technischen Fortschritt möglich, Siedlungen und technische Infrastruktur immer effektiver vor Hochwasser zu schützen. Der Schutz landwirtschaftlich genutzter Flächen hatte lange Zeit ebenfalls hohe Priorität.

 

Die Bündelung des aufgefächerten Flusslaufs auf ein Hauptgerinne hatte höhere Schleppkräfte und damit auch höhere Geschiebefrachten zur Folge – mit weitreichenden Auswirkungen auf die Sohlstabilität. Die Effekte der Eintiefung waren schon nach wenigen Jahren deutlich merkbar. Im Bereich von Wels beispielsweise tiefte sich der Fluss zwischen 1885 und 1900 etwa um einen Meter ein, nach 45 Jahren waren es bereits 4,2 Meter. Durch die tiefere Sohle verringerte sich die Hochwassergefährdung der Stadt Wels. Die Eintiefung war anfangs durchaus beabsichtigt. Erst als viel später Wasserbauten und Brückenbauwerke unterspült wurden, zeigten sich die wasserbaulichen Prob­leme.

 

Revitalisierungen

 

Die Regulierungsmaßnahmen haben die Flusslandschaft im Laufe der Jahrhunderte stark verändert: Das Gerinne ist heute zumeist nach einheitlichen Profilquerschnitten ausgebaut, die Ufer sind bis auf wenige Bereiche durch Längs- und Querwerke durchgängig gesichert.

 

Seit einiger Zeit beschäftigen sich zahlreiche Wasserbauprojekte mit der Aufwertung des monotonen Gerinnes der Unteren Traun, um die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen. Ziel ist es, sowohl die gewässerökologische Situation zu verbessern als auch den notwendigen Hochwasserschutz für die angrenzenden Siedlungen sicherzustellen. Ein wichtiges Anliegen ist es dabei, Barrieren für den Fischaufstieg zu beseitigen.