Im Rahmen des Projektes wurde die Nutzungs- und Umweltgeschichte der Schwarza und der Leitha aufgearbeitet. Die Ergebnisse sind im Buch "Von Schwarza und Leitha: Eine ungewöhnliche Flussgeschichte" dargestellt.
Erdgeschichte
Die Leitha ist ein Fluss, der stets an den Rand gedrängt wurde. Das begann schon im Eiszeitalter, als sie noch auf kurzem Weg zur Donau floss und etwa bei Fischamend mündete. Der Kies und Schutt,
den die Piesting und Triesting im Wiener Becken ablagerten, führten dazu, dass die Leitha mehr und mehr an den Beckenrand gedrängt wurde. Die Ablagerungen und geologische Störungen bewirkten,
dass das Gefälle der Leitha allmählich kleiner wurde und schließlich den direkten Weg zur Donau versperrte. Die Leitha musste sich eine andere Route suchen und fand diese, indem sie das Tal eines
ehemaligen Seitenbaches nutzte. Durch stetige Schuttablagerungen kehrte sie hier die ursprüngliche Fließrichtung um und ebnete sich so den Weg für einen Ausflug in die Kleine Ungarische
Tiefebene, wo sie seither bei Mosonmagyaróvár (bzw. Wieselburg-Ungarisch Altenburg) in die Donau mündet. Der daraus resultierende Umweg machte immerhin 80 Kilometer aus und verlieh dem Fluss ein
pannonisches Flair.
Wechselnde Grenzen
An den Rand gedrängt wurde die Leitha nicht nur durch die eiszeitlichen Ablagerungen fremder Flüsse. Es war auch der Mensch, der sie an den Rand drängte, genauer gesagt, an den Rand des
Habsburger-Reiches. Die Leitha bildete über viele Jahrhunderte eine Grenze, eine Pufferzone zwischen „Ostarrichi” und dem Königreich Ungarn.
Grenzen haben es so an sich, dass sie sich im Laufe der Zeit auflösen und an anderer Stelle neu bilden. Während der Monarchie etwa war die Leitha eine Grenze innerhalb des Reichs: auf der einen
Seite Österreich, auf der anderen Ungarn. Als den Ungarn mit dem Ausgleich 1867 mehr Rechte eingeräumt wurden, beschleunigte sich der Abnabelungsprozess. Dann wurde die Leitha sogar für die
beiden Reichshälften der Monarchie namensgebend. Cisleithanien auf der einen, Transleithanien auf der anderen Seite des Flusses. Beide Begriffe sucht man vergeblich im Latein-Wörterbuch. Sie sind
eine triviale Latinisierung des Flussnamens, die darüber hinaus noch einen räumlichen Bezug herstellen. leithanien wurde mit dem Zerfall der Monarchie zu einem von Mythen umwitterten,
geheimnisvollen Land, das nur kurz existierte und als eine von vielen Episoden in die Geschichtsschreibung einging. Die Leitha blieb, die Grenzen verschwanden und kamen in anderer Form wieder.
Heute bildet die Leitha in einigen Abschnitten die Landesgrenze zwischen Niederösterreich und dem – damals noch ungarischen – Burgenland.
Kostbares Nass
Die Schwarza und die Leitha haben von Natur aus eine sehr innige Verbindung zum Untergrund. Sie fließen auf einem eiszeitlichen Schotterkörper und dabei versickert viel Wasser. Wasser, das den
Flüssen oftmals abgeht, für den Menschen aber dennoch ein Segen ist, da es eines der größten Grundwasservorkommen Mitteleuropas – die Mitterndorfer Senke – speist.
Die Schwarza und die Leitha mussten zum Nutzen der Menschen schon sehr früh gehörigen Aderlass leisten. Erstmals wurde Wasser im großen Stil abgezweigt, als man im 12. Jahrhundert den Kehrbach
zur Versorgung von Wiener Neustadt anlegte. Sein etwa 16 Kilometer langes, künstliches Gerinne zählt zu den ältesten wasserbaulichen Großprojekten des Landes.
Zu einem weiteren Aderlass führte die Wasserentnahme durch die Wiener Hochquellenleitung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Etwa zwei Kubikmeter pro Sekunde werden der Schwarza bereits
in der Quellregion abgezweigt und über Rohrleitungen nach Wien geleitet.
Gewässerausbau
Der Flusslauf der Leitha wurde im Laufe der Zeit massiv verändert. Das ehemals mäandrierende Gewässer wurde mittels zahlreicher Durchstiche begradigt und auf einen großen Abfluss ausgelegt. Das
Gerinne ist heute zumeist nach einheitlichen Profilquerschnitten gestaltet, die Ufer sind bis auf wenige Bereiche durchgängig gesichert.
Für die Leitha lässt sich die Geschichte des Wasserbaus bis ins 18. Jahrhundert beschreiben, da es aus dieser Zeit bereits Pläne, Protokolle und schriftliche Quellen für die
Regulierungsmaßnahmen gibt. Die Unterlagen belegen die wasserbaulichen Probleme, die trotz aufwendiger Eingriffe über viele Jahrzehnte kaum abnahmen, da sich die Flussdynamik nicht so einfach
bändigen lässt.
Ziel der älteren Verbauungen war es, der Flusslandschaft neues Kulturland abzuringen und künftige Flussbettverlagerungen zu unterbinden. Entwässerungen im Flussumland verbesserten die
landwirtschaftliche Nutzung. Im 20. Jahrhundert spielte der Hochwasserschutz bei den Regulierungsmaßnahmen eine tragende Rolle. So war es durch den technischen Fortschritt möglich, Siedlungen und
technische Infrastruktur immer effektiver vor Hochwasser zu schützen.
Der Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan ist ein Planungsinstrument zum Schutz, zur Verbesserung und zur nachhaltigen Nutzung der Gewässer. In jüngerer Zeit beschäftigen sich einige
Wasserbauprojekte mit der Aufwertung des teilweise monotonen Gerinnes der Leitha. Das Gewässer soll zumindest in Teilbereichen wieder eine naturnahe Gestalt bekommen, um die Lebensräume für Tiere
und Pflanzen zu verbessern und für die Bewohner der Region eine attraktive Erholungslandschaft zu schaffen.